Wie die Wärmewende in Tirol gelingen kann: Die dritte Dialog-Veranstaltung der Biowärme Tirol nahm die nachhaltige und optimierte Energieholzbereitstellung aus dem Tiroler Wald in den Fokus. Dazu wurde referiert, debattiert und zahlreich aus der Branche und der Politik Interesse gezeigt.
Es war wichtig und an der Zeit, über die nachhaltige und optimierte Energieholzbereitstellung aus dem Tiroler Wald zu sprechen – mit diesen Worten eröffnete Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler die Dialog-Veranstaltung 2023 der Biowärme Tirol. Gelegenheit hatte man bei der dritten Ausgabe der Eventreihe „Wie kann die Wärmewende in Tirol gelingen? Raus aus Öl und Gas mit erneuerbaren Wärmenetzen und regionaler Brennstoffversorgung“ genug, denn das Programm war bunt gefüllt und setzte eben genau dieses Thema in den Fokus, das aktuell in aller Munde ist. „Aber nicht, weil man viel über den Klimawandel redet, sondern weil wir momentan auch riesige Schäden im Tiroler Wald haben“, setzt Geisler fort und dankt den Firmen, Forstorganen wie auch Waldbesitzer:innen, die hierbei im Einsatz sind. Und weiter: „Heute geht es aber hauptsächlich darum, wie wir auch in Zukunft dieses Thema Biomasse nach vorne bringen.“ Auch wenn es aktuell genug Brennholz gebe, müsse man trotzdem für andere Zeiten die Kräfte bündeln. „Danke allen, die heute da sind, denn jeder, der da ist, hat einen Anteil an diesem Weg der Zukunft“, richtete Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter an alle Anwesenden im Saal.
Mit einem Dank an Biowärme Tirol-Koordinator Andreas Moser startete der Präsident der Landwirtschaftskammer, Josef Hechenberger, seine Rede und schloss mit der bäuerlichen Seite an: „40 Prozent der Landesfläche ist bewaldet, davon sind drei Viertel Schutzwald. Da haben wir durchaus politische Aufgaben gehabt und weitere werden folgen.“ Für ihn habe nur ein nachhaltig bewirtschafteter Wald die entsprechende Schutzfunktion, der Wald sei aber auch Wirtschaftsraum für die Bäuerinnen und Bauern. „Und ihr seid die, die die Wärmenetze garantieren. Deshalb ein Danke an euch alle“, sprach er das Plenum an und verwies auf die schwierigen Zeiten, in denen Vertrauensbildung eine große Rolle spiele. Und auch der direkte, kurze Weg auf Augenhöhe zwischen Heizwerk und Waldwirtschaft soll hierbei gemeinsam gelingen.
Die Biowärme Tirol ist die Arbeitsgemeinschaft der Biomasseheizwerke und Abwärmenetzbetreiber mit derzeit 87 Anlagen (von gesamt in Tirol an die 100 Anlagen). Gemeinsam werden Kund:innen mit erneuerbarer Wärme von ca. 812 GWh/a versorgt, das entspricht einem Jahreswärmebedarf von ca. 000 Einfamilienhäusern sowie einer C02 Einsparung von ca. 260.000 t/Jahr.
Im Jahr 2023 werden ca. 460 Öl- und Gasanlagen durch Betreiber der Biowärme Tirol ersetzt. Weitere Schwerpunkte liegen in der Effizienzsteigerung durch Wärmepumpen; einige Betreiber erhöhen zudem die Biomasse-Lagerkapazitäten. In Summe beträgt das Investitionsvolumen der Betreiber im Jahr 2023 ca. 29 Mio. Euro
Zu Beginn beleuchtete Gerhard Löffler, Referatsleiter Energiewirtschaft und -beratung im Land Salzburg, das Thema Wärmenetze und zeigte anschaulich an Beispielen, wie das Salzburger Land hierbei vorgeht. Josef Fuchs, Landesforstdirektor Tirol, setzte fort und fokussierte auf das Thema Brennstoff und Schadholz – die Tiroler Waldstrategie 2030 sieht unter anderem eine effiziente energetische Holzverwendung und eine hohe Wertschöpfung durch den Verkauf von heimischem Holz und anderen Waldprodukten vor. Beides hochaktuelle Themen, die von den rund 70 Teilnehmer:innen im Saal gespannt verfolgt wurden.
Aus der Praxis und der bestehenden Zusammenarbeit zwischen Waldbesitzer:innen und Heizwerken berichtete Hans Pirchmoser für das Hackschnitzel-Heiwerk Söll, Andreas Blassnig für die Regionalenergie Osttirol sowie der Landesobmannstellvertreter der Vereinigung der Waldaufseher und Forstwarte Tirols, Simon Klotz, und Waldaufseher Martin Tamerl für das Tinext-Heizwerk Längenfeld.
Nach diesen praxisnahen Einblicken nahmen Landesforstdirektor Josef Fuchs, Bürgermeister von Terfens, Florian Gartlacher, und Obmann des Waldverbandes Tirol, Josef Fuchs, auf dem Podium Platz, um bei der Podiumsdiskussion auf die Fragen von Andreas Moser und Alexandra Embacher – beide Biowärme Tirol – und des Teilnehmerfelds zu antworten.
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Vorstellung der Charta „Nachhaltige und optimierte Energieholzbereitstellung aus dem Tiroler Wald“ durch Hermine Saurwein-Rainer (Biowärme Tirol) und Forstreferent Klaus Viertler (Landwirtschaftskammer Tirol). In den vergangenen Monaten wurde diese durch Vertreter:innen von Heizwerkbetreibern, Interessensvertretungen und der Verwaltung als Grundlage für weitere Maßnahmen zu Optimierungen in der Energieholzbereitstellung aus dem Tiroler Wald erarbeitet und knapp vor Beginn der Veranstaltung unterzeichnet.
Abschließend nutzten die Teilnehmer:innen die Gelegenheit, im Foyer zusammenzukommen und sich zu vernetzen. Bei einer kleinen Stärkung wurden weitere Ideen ausgetauscht und Kontakte geknüpft – auch um gemeinsam die Tiroler Wärmezukunft zu gestalten, bei der Holz und die Biomasse-Heizwerke eine Schlüsselrolle einnehmen.