Betreiber Erfahrungsaustausch 2022

17. Betreiber Erfahrungsaustausch zeigt Chancen und Potentiale der erneuerbaren Energie auf

Nach einer Corona-bedingten Pause ging das Netzwerk-Treffen mit Betreibenden, Unternehmen, Wissenschaft und Politik im Gut Brandlhof in Saalfelden in die nächste Runde. Plus: Die Salzburger Erneuerbaren Energie Genossenschaft (SEEGEN) feierte mit einem Festakt ihr 25-Jahr-Jubiläum.

Unzählige spannende Eindrücke, echte Emotion, interessante Diskussionen und vielfältige Information: Die Freude war bei allen groß, dass nach zwei Jahren Covid19-bedingter Pause wieder ein Erfahrungsaustausch unter Betreibern, technischen Unternehmen und der Wissenschaft stattfinden konnte. Denn der war bitter nötig, „um branchenbezogene Informationen und Kontakte austauschen zu können, wie der Obmann der Salzburger Erneuerbaren Energie Genossenschaft (SEEGEN), Enes Hamidovic, betont. 90 Betriebe und 40 ausstellende (inter-)nationale Unternehmen folgten der Einladung der SEEGEN, die gemeinsam mit den Verbänden Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Salzburg für den Austausch verantwortlich zeichnete. „Mich macht es sehr stolz, dass die Tagung gut angenommen wird – und das schon seit Jahren. Sicherlich ist das auch auf den Zusammenschluss der Verbände zurückzuführen, aber auch auf die Qualität der Veranstaltung.“ Und diese Qualität liest sich bereits im Programm des Austausches: Von Stadt, Land, Berg – Biomasseheizwerke im regionalen, nationalen und internationalen Umfeld, über die Frage, wo der Schuh eigentlich drücke und dem Appell „Raus aus Öl und Gas“, bis zu den technischen Grenzen der Fernwärme mit Lösungsansätzen standen unterschiedliche Thematiken mit hochkarätigen Vortragenden auf dem Plan. Zusätzlich präsentierten Herstellende ihre Ideen und Produkte im Ausstellungsbereich. Hamidovic resümiert: „Ich bin sehr zufrieden mit dem 17. Betreiber Erfahrungsaustausch. Wir hatten zwar etwas weniger Teilnehmende als beim letzten Austausch 2019, aber gehen mit viel Freude in die Planung der nächsten Veranstaltung.“

 

Warum muss man über erneuerbare Energie sprechen?

Aktuell ist das Thema Energieversorgung in aller Munde: Wie kann eine sichere und dem Umweltschutz zuträgliche Versorgung mit Wärme funktionieren? In Österreich gibt es Vorreiter:innen in diesem Bereich, die sich jener Frage seit mehr als 20 Jahren widmen, mit Weitsicht agierten und sich (unter anderem) für die Biomasse aussprechen – so auch Enes Hamidovic von SEEGEN. Überraschend sei es trotzdem gewesen, dass die aktuellen Entwicklungen solch eine Geschwindigkeit mitbringen. „Mir wäre es persönlich lieber gewesen, wenn sich diese über zwei, drei Jahre ergeben hätten. Dann hätten wir leichter reagieren können. So ist es eine große Herausforderung für uns alle.“ Dennoch: Man sei sehr froh, dass sich etwas in die richtige Richtung bewege.

So war auch der allgemeine Tenor bei den Vorträgen, beispielsweise bei jenem des Referatsleiters Energiewirtschaft der Landesregierung Salzburg, Gerhard Löffler. Maßnahmen gegen den Klimawandel und für den Klimaschutz seien nach wie vor ganz oben auf der Agenda, aber auch die Versorgungssicherheit und Import-Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen, vor allem Erdgas aus Russland, stehe im Fokus der Diskussionen. „Wir müssen sehr rasch fossile Energieträger ersetzen“, ist seine Ansage, um die 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele erreichen zu können. Doch was ist zu tun, „um uns, nicht das Klima oder die Welt, zu retten“? „Wir müssen als Erstes Erdöl und Erdgas-Heizungen tauschen.“ Auch wenn die Anzahl der Öl-Heizungen in Summe bereits erfolgreich gesenkt werden konnte und alte Heizungen durch erneuerbare Energieträger, vor allem durch Biomasse-Fernwärme, ersetzt wurden, muss der Weg noch weiter in diese Richtung beschritten werden. „De Facto müssen wir beim Öl das fortsetzen, was wir die letzten 15 Jahre gemacht haben. Beim Erdgas müssen wir aber schneller werden“, mahnt Löffler.

 

Alles Gute: 25 Jahre SEEGEN

Im Bundesland Salzburg sind mittlerweile rund 151 Nah- und Fernwärme-Anlagen zugegen, welche die Bevölkerung mit sauberer Wärme beliefern sowie Heizöl und CO2 einsparen. Auf dem Weg zur Energieautonomie und Klimaneutralität braucht es die regionalen Anbieter:innen, welche Versorgungssicherheit und nachhaltige Strukturen bieten. Mit dem Gedanken der Vernetzung, der gemeinsamen Ressourcen-Beschaffung und Informationsvermittlung wurde vor 25 Jahren die Salzburger Erneuerbaren Energie Genossenschaft  – kurz SEEGEN – gegründet; sie feierte im Rahmen des Betreiber Erfahrungsaustausches ihr Jubiläum. „Wir können heute auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken und wissen, dass SEEGEN eine Pionierleistung vollbrachte und maßgeblich zur Entwicklung der ländlichen Fernwärme beigetragen hat“, sagt Obmann Enes Hamidovic in seiner Eröffnungsrede.

 Auch der Salzburger Landeshauptmannstellvertreter, Heinrich Schellhorn, zeigt sich begeistert von der Feier und meint, dass „sein Schädel brummt“. Er habe noch nie eine Geburtstagsfeier erlebt, bei der er selbst so viel gelernt habe. In seinen Grußworten spricht sich Schellhorn aber auch klar für erneuerbare Energieträger aus und lobt die Pionier:innen, die sich bereits früh für die Sache engagiert haben, gratuliert zu ihrem Mut sowie Pioniergeist und dass sie die Salzburger Genossenschaft gegründet haben. „Wir hoffen sehr, dass viele Bürger:innen und Betriebe auf diesen Zug aufspringen“, wünscht sich Schellhorn hinsichtlich erneuerbarer Energien. Zuletzt bringt der Landeshauptmannstellvertreter noch ein Geburtstagsgeschenk mit: Mit 1. Juli wird eine neue Förderung in Salzburg eingeführt, die jedem Haushalt 2.000 Euro bringt, wenn er von einer fossilen Gasheizung auf Nahwärme aus Biomasse umsteigt. Er schließt mit einem Appell: „Raus aus Gas und rein in die Biomasse!“

Bildquelle:
Biowärme Tirol / Alexandra Embacher
magnifiercrossmenu