Mitte September 2025 stand St. Jakob in Defereggen ganz im Zeichen eines Jubiläums: Drei Jahrzehnte ist es her, dass mutige Pioniere den Grundstein für eines der ersten Biomasse-Fernheizwerke Tirols legten – getragen von der Überzeugung, dass Energie aus regionalen Ressourcen die Zukunft sein kann. An diesem Spätsommertag wurde ihre Vision gefeiert: mit einem „Tag der offenen Tür“ beim Heizwerk auf der Sanderebene, vielen Begegnungen und dem feierlichen Segen für die jüngste Netzerweiterung samt Zubau.
Vor drei Jahrzehnten wagte eine Gruppe engagierter Visionäre einen mutigen Schritt: Sie errichteten eines der ersten Biomasse-Fernheizwerke Tirols. „Bereits bei der Errichtung im Jahr 1994 bewiesen die Verantwortlichen Weitblick und planten mit Blick auf kommende Generationen“, erinnerte Obmann und Geschäftsführer der Lichtgenossenschaft, René Ladstätter, in seiner Ansprache. Was damals als kühne Zukunftsidee begann, ist heute eine tragende Säule regionaler Energieversorgung – und aktueller denn je. Mehr als 150 Haushalte in St. Jakob in Defereggen werden zuverlässig und klimafreundlich mit Wärme versorgt. Und Ladstätter weiter: „Unsere Verantwortung ist es, die Energiezukunft für kommende Generationen zu sichern – regional, erneuerbar und verlässlich.“
Die Geschichte des Biomasse-Heizwerks in St. Jakob reicht aber noch weiter zurück, bis ins Jahr 1991, als die ersten Pläne entstanden. Nach einer Informationsveranstaltung für die Bevölkerung 1992 begann 1994 der Bau, der ein Jahr später abgeschlossen wurde und die Basis für die heutige Anlage schuf. „Die Umsetzung dieses Projekts war geprägt von unzähligen Gesprächen, technischen Herausforderungen und intensiver Zusammenarbeit“, erinnert sich Robert Ladstätter, langjähriger Obmann von 1992 bis 2017, an die Anfänge. „Aber vor allem war sie getragen vom Vertrauen vieler Menschen in eine Idee, die ihrer Zeit weit voraus war. Heute dürfen wir mit Stolz feststellen: Es war die richtige Entscheidung.“
Seither wurde das Werk Schritt für Schritt modernisiert und erweitert: 2004 kam ein Elektrofilter zur Emissionsreduktion, 2006 ein neues Notstromaggregat, 2007 ein zusätzlicher Holzlagerplatz in der Oberrotte. 2016 brachte gleich mehrere Innovationen – vom separierten Ölkessel über die Erneuerung der kundenseitigen MSR-Technik bis zur Erweiterung des Hackgutlagers an der Südseite. Ein Jahr später kam mit Andreas Ladstätter der erste technische Angestellte ins Team, bis 2021 wurde die gesamte Steuerungstechnik modernisiert. Mit erweitertem Holzlagerplatz (2019), neuem Servicefahrzeug (2020) und einem Radlader (2021) wurde die Versorgung weiter gestärkt. Parallel dazu begann die Ausweitung des Netzes auf Innerrotte und Außerrotte. Den vorläufigen Höhepunkt setzte 2021 und 2022 der großzügige Zubau mit Werkstatt, Büro und Lager.
Beim Jubiläumsfest öffnete das Heizwerk nun seine Tore und gewährte spannende Einblicke in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Bei geführten Rundgängen konnten Besucher:innen die Anlagen besichtigen – von den Biomassekesseln über den 96-Kubikmeter-Pufferspeicher bis hin zur Hackguthalle. Fachkundige Mitarbeiter erklärten die Abläufe im Betrieb und die Bedeutung regionaler Ressourcen, Holz und Wasser sind beispielsweise natürliche Energieressourcen aus der Region.
Doch nicht nur Technikfans kamen auf ihre Kosten: Bei regionalen Köstlichkeiten der Osttiroler Gaumengaudi, vom „Fraggele“, mit Kaffee und Kuchen von Reinis süßer Nascherei sowie musikalisch umrahmt von den Schwarzachmusikanten entstand ein Fest für alle. Das gemütliche Beisammensein unterstrich, dass Fernwärme der Lichtgenossenschaft St. Jakob in Defereggen nicht nur ein technisches, sondern auch ein Erfolgsprojekt auf anderen Ebenen ist, wie Aufsichtsratsvorsitzender Hannes Erlsbacher betont: „Es ist ein Ausdruck von Weitsicht, gemeinschaftlichem Engagement und dem unermüdlichen Willen, nachhaltige Energieversorgung für unsere Region sicherzustellen.“
Von den ersten Plänen 1991 über den Bau 1994/95 bis zu den zahlreichen Modernisierungen, Erweiterungen und Zubauten in den vergangenen Jahren: Die Fernwärme St. Jakob setzt kräftige Zeichen für eine klimafitte Zukunft. „Gemeinsam wollen wir den eingeschlagenen Weg fortsetzen und auch künftigen Generationen eine klimafreundliche Energieversorgung ermöglichen“, so Ladstätter. Der Jubiläumstag hat allenfalls gezeigt, dass die Idee von 1994 lebendiger ist denn je: Energie aus der Region – für die Region.
Zahlen & Fakten (Stand: 30.09.2024):
Technische Daten:
Kesselleistung (thermisch) Holz: 1.000 kW und 2.500 kW = 3.500 kW (Kilowatt)
Kesselleistung (thermisch) - Notfall-Öl: 1.700 kW
Elektrische Heizleistung: 1.200 kW
Rückgewinnungsleistung (thermisch): 140 kW
Volumen des Pufferspeichers: 96 m3
Erzeugung und Lieferung:
166 Abnehmer:innen
Erzeugte Wärmemenge: 12.200 MWh (von 01.10.2023 bis 30.09.2024)
Verkaufte Wärmemenge: 9.059 MWh (von 01.10.2023 bis 30.09.2024)
Jahresbrennstoffbedarf:
Hackgut: ca. 14.500 srm (Schüttraummeter) entspricht 5.800 fm (Festmeter)
Strom thermisch genutzt: ca. 400.000 kWh (3,3 % Anteil)
Öl: ca. 3.500 Liter entspricht 35.000 kWh (0,3 % Anteil)
CO2-Einsparung: ca. 2.500.000 kg/Jahr