Regionale Wärme braucht starke Partnerschaften: Drittes Betreibertreffen der BioWärme Tirol in Mils und Hall

Gemeinsam für eine klimafitte Zukunft

Regionale Wärme braucht starke Partnerschaften: Drittes Betreibertreffen der BioWärme Tirol in Mils und Hall

Nach den erfolgreichen Stationen in Sillian und Zams trafen sich die Mitglieder und Partner der BioWärme Tirol am 22. Oktober in Mils und Hall, um den Austausch zu vertiefen und einen Blick auf die Zukunft der regionalen Wärmeversorgung zu werfen. Im Mittelpunkt stand dabei ein Thema, das für den Ausbau erneuerbarer Wärme unverzichtbar scheint: die Energieholzkoordination.

Gemeinsam das Netzwerk stärken, Wissen teilen und die Wärmezukunft Tirols aktiv gestalten – darum geht es bei den Betreibertreffen der BioWärme Tirol. So auch beim dritten Event seiner Art, das diesmal beim Maschinenring in Mils startete. Einer der Höhepunkte des Treffens: Daniel Fuchs vom Hackschnitzel-Heizwerk Söll erhielt das KEK-Zertifikat, das seine Qualifikation als Heizwerksmitarbeiter bestätigt. Außerdem wurde Bernhard Klammsteiner aus Terfens als neuer Bezirkskoordinator für Schwaz vorgestellt.

Schon hier zeigte sich deutlich: Der persönliche Austausch ist eine zentrale Säule, die dieses Netzwerk trägt. Ganz besonders gilt das für die Energieholzkoordination. Mit Gregor Aigner gibt es seit Februar eine Schnittstelle zwischen Forstwirtschaft und Heizwerken. Aigner ist dort unterwegs, wo der Brennstoff für die Biomasse-Heizwerke entsteht – bei Waldbesitzer:innen, Waldaufsehern und Forstbetrieben. Seine Präsenz schafft Vertrauen; und das ist wiederum die Voraussetzung dafür, dass Versorgungssicherheit und regionale Wertschöpfung langfristig funktionieren.

Wald und Heizwerk finden zusammen

Wie gut diese Zusammenarbeit bereits jetzt funktioniert, weiß Waldaufseher Simon Kalchschmid, der in Matrei tätig ist. Seine Kollegen und er sind nicht nur für Kontrolle und Betreuung des Waldes zuständig, sondern übernehmen auch eine wichtige Vermittlungsfunktion beim Brennholz. Über das örtliche Heizwerk ist er mit der BioWärme Tirol in Kontakt gekommen – und zeigt sich ob dessen sehr zufrieden: Die ersten Abwicklungen über die Energieholzkoordination hätten „von Anfang an gut funktioniert“, wie Kalchschmid betonte: von der Holzabfuhr über die Information bis zur Gutschrift. „Wir waren von Anfang an interessiert und auch gleich begeistert. Es ist eine super Sache.“ Und selbst jene Waldbesitzer:innen, die zunächst skeptisch waren, hätten schnell Vertrauen gefasst.

Bislang wurden 300 bis 400 Festmeter an das Heizwerk Matrei geliefert, mehr als 1.000 Festmeter an die Hall AG – „das war heuer enorm wichtig, weil einfach viel Brennholz angefallen ist“. Besonders positiv hob er hervor, dass die Abrechnung über ATRO-Tonnen für viele neu gewesen sei, sich aber als äußerst verlässlich erwiesen habe: Die Mengen hätten gestimmt und die Waldbesitzer:innen seien „wirklich sehr zufrieden“. Damit unterstreicht diese Erfahrung, dass die Energieholzkoordination nicht nur Versorgungssicherheit für die Heizwerke schafft, sondern auch wirtschaftliche Sicherheit für die Forstseite.

Der Weg des Holzes

Nach dem Austausch in Mils ging es für die Teilnehmenden weiter zur Exkursion ins Biomasseheizkraftwerk der Hall AG. Dort verfolgten sie den Weg des Holzes – vom Eintreffen des Brennstoffs mit dem LKW über das präzise Abwiegen und die automatische Weiterförderung der Hackschnitzel per Kettentechnik bis zur Verbrennung im Kessel. Pius Sommeregger, Bereichsleiter für Netz und Erzeugung, führte mit Simon Hoppichler und Michael Pedevilla durch die Anlage und erinnerte daran, dass der Baubeginn im Jahr 2004 von großen Unsicherheiten begleitet war. Damals habe man sich gefragt, ob das Netz die geplante Leistung überhaupt tragen könne. „Heute geht es nicht mehr darum, ob wir einen Biomasse-Kessel betreiben können“, erklärte Sommeregger. „Vielmehr wäre es schön, wenn wir zwei zusätzliche Kessel hätten, um noch mehr erneuerbare Energieträger in unseren Energiemix einzubringen.“

Seit der Inbetriebnahme im Jahr 2005 sind das Heizkraftwerk und das Fernwärmenetz kontinuierlich gewachsen: Heute sind 979 Kundenanlagen angeschlossen, die Leitungslänge beträgt 57 Kilometer und pro Jahr werden zwischen 120 und 130 Gigawattstunden Wärme geliefert. Ein Teil fließt nach Innsbruck, der Großteil versorgt – abzüglich der Netzverluste – Haushalte und Betriebe im Gebiet der Hall AG. Dazu zählen unter anderem die Tirol Kliniken oder das Freibad, sodass der Biomassekessel das ganze Jahr über unter Volllast betrieben werden kann. Auf den bisherigen Erfolgen wolle man sich jedoch nicht ausruhen, betont Sommeregger: „Ich sehe das Fernwärmeheizwerk ein wenig wie ein Kind, das nie erwachsen wird.“ Prozesse müssten stetig weiterentwickelt werden, um den Betrieb effizient und zukunftssicher zu gestalten.

Highlight „Klimaturm“

Höhepunkt des Rundgangs war die Besichtigung der innovativen Power2Heat-Anlage, auch bekannt als Haller „Klimaturm“. Geplant im Jahr 2022 und wenig später umgesetzt, ermöglicht sie es, erneuerbare Energie in Übergangszeiten zwischenzuspeichern und so die Versorgungssicherheit weiter zu erhöhen. Heute gilt die Anlage als Bindeglied zwischen Fernwärme und Strommarkt – ein echtes „Schmuckstück“, wie Sommeregger betonte, das Hall unabhängiger macht und zusätzliche Flexibilität schafft.

Ergänzt wurden die technischen Einblicke durch Alexander Frankenstein, Kettenanwendungstechniker beim BioWärme-Tirol-Partner FB Ketten aus Kufstein. Er erklärte: „Unter erneuerbare Wärmenetze verstehen wir regionale Energieversorgung, die unabhängig und nachhaltig ist. In der Zusammenarbeit mit Kraftwerks- und Heizwerksbetreibern geht es uns als Kettenhersteller und Ersatzteilelieferant vor allem um direkte und unkomplizierte Kommunikation.“ Langlebige und verlässliche Fördersysteme seien entscheidend, um Heizwerke effizient zu halten – und die Hall AG setze bereits auf Kettenlösungen seines Unternehmens. „Wenn die Kettenförderer in den Heizwerken effizient laufen, dann haben wir unseren Job gut gemacht“, so Frankenstein.

Regionale Wärme gelingt nur gemeinsam

Das dritte Betreibertreffen hat klar gezeigt: Die technische Weiterentwicklung und die regionale Energieholzversorgung gehören untrennbar zusammen. Nur wenn Waldbesitzer:innen, Forstbetriebe und Heizwerke gemeinsam an einem Strang ziehen, kann die Biowärme in Tirol das leisten, was sich alle von ihr erwarten – nämlich klimafreundliche, sichere und regionale Wärme, die auch in Zukunft Bestand hat.

Bildquelle:
Alexandra Embacher
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