Grundwasser ist eine regionale Ressource im Herzen von Innsbruck – warum dieses also nicht für die umweltfreundliche Wärme- und Kälteversorgung nutzen? Auf diesen Zug ist die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (IKB) seit September 2023 aufgesprungen, es entsteht in mehreren Bauphasen ein neues Grundwassernetz. Die angeschlossenen Gebäude werden künftig mit Grundwasser geheizt und gekühlt. Wir schauen auf dem 5. Halt der Biowärme-Reise 2024 genauer hin.
Heizen mit Wasser – das mag auf den ersten Blick etwas grotesk anmuten, doch am Bozner Platz in Innsbruck wird gerade solch ein Projekt zur thermischen Nutzung von Grundwasser umgesetzt. Dahinter steht die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (IKB), die mit ihren Grundwassernetzen bald am Platz wie auch in der Adamgasse für umweltfreundliche Wärme- und Kälteversorgung sorgen wird. Doch wie funktioniert das Ganze?
Das Herzstück dieses innovativen Systems ist das Grundwasserentnahmebauwerk direkt am Bozner Platz. Aus einem etwa 30 Meter tiefen Brunnen wird Grundwasser gefördert und über ein neu errichtetes Leitungsnetz in die angeschlossenen Gebäude verteilt. Diese nutzen das Wasser mittels Wärmepumpen und Kältemaschinen für Heizung und Kühlung. Anschließend wird das thermisch genutzte Wasser über einen Rückgabebrunnen wieder dem Grundwasserkörper zugeführt, wodurch es regeneriert und erneut genutzt werden kann. Insgesamt „ein vorbildliches Beispiel für Kreislaufwirtschaft“, wie IKB-Vorstandsvorsitzender, Helmuth Müller, weiß. Freuen kann er sich aber auch über die Projektpartner, die Raiffeisen-Landesbank Tirol mit ihrem frischen Hauptquartier „Das Raiqa“ in der Adamgasse und die Tiroler Versicherung mit dem neuen Firmensitz in der Wilhelm-Greil-Straße, die diese innovative Energiequelle zum Klimatisieren ihrer neuen Firmengebäude nutzen möchten. „Gemeinsam können wir so einen wertvollen Beitrag leisten, um die Wärmewende in Innsbruck voranzutreiben“, sagt Müller über das Projekt.
Doch was macht die Grundwassernetze so innovativ? „Das Besondere daran ist, dass sie als erweiterbare Anergienetze ausgelegt worden sind“, beschreibt Bernhard Larcher, Geschäftsbereichsleiter Energieservices. „Das bedeutet, dass bei einer gleichzeitigen Nutzung von Wärme und Kälte keine bzw. nur geringe Grundwassermengen entnommen werden müssen.“ Doch nicht nur beim sorgsamen Umgang mit Ressourcen glänzt man, auch auf Nachhaltigkeit ist man mit dem Projekt ausgerichtet. Durch den Einsatz von Geothermie ist beispielsweise das Hauptquartier der RLB bei der Wärme- und Kälteregulierung nahezu 100 Prozent energieautark. Mit dem Zugang zu den IKB-Grundwassernetzen und Wärmepumpen im Haus kann die Tiroler Versicherung an ihrem Standort sogar zur Gänze auf fossile Energieträger verzichten – und das in zentraler Innenstadtlage. Und nicht zuletzt: Der Grundwasserkörper bleibt in kommunaler Bewirtschaftung.
Um der Entwicklung bei erneuerbaren und innovativen Wärmenetzen Rechnung zu tragen, hat der Ausschuss der Biowärme Tirol beschlossen, die Arbeitsgruppe Erneuerbare & Innovative Wärmenetze zu gründen. Mitglied davon wird eine Person der IKB sein, auch Andreas Doujak von der TIWAG-Next Energy Solutions GmbH und Thomas Hartner von der Ortswärme Seefeld bringen ihre Expertise ein.
Ein Anschluss folgender Liegenschaften ist angedacht:
- Hauptbahnhof Innsbruck
- Österreichische Nationalbank
- Dampfbad Salurner Straße
Technische Details:
- Energie gesamt: ca. 4.500 Megawattstunden pro Jahr. Das entspricht einem Wärmeverbrauch von rund 300 Haushalten.
- Leistung gesamt: bis zu 3 Megawatt. Das entspricht 4,5 Millionen Kilowattstunden bzw. 450.000 Litern Heizöl.
- Trassenlänge Leitungsnetz: rund 1 Kilometer