Die vorhandenen Potentiale aus dem Tiroler Wald nachhaltig zu nutzen und die Energieholzbereitstellung zu optimieren – so lautet das erklärte Ziel. Vertreter aus Politik, Forst und Verwaltung sowie Heizwerkbetreiber und Interessensvertretungen präsentierten eine Charta als Grundlage für weitere Maßnahmen im Zuge einer Dialogveranstaltung der Biowärme Tirol.
Kriegerische Auseinandersetzungen in der Ukraine und im Nahen Osten sowie starke Schwankungen der internationalen Handelspreise für Energie bestätigen den Tiroler Weg, mehr Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern über den vermehrten Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen zu erzielen. Beim notwendigen Umbau des Energiesystems und dem Ausstieg aus Öl und Gas nimmt Holz eine Schlüsselrolle ein. Ziel ist es, die vorhandenen Potentiale aus dem Tiroler Wald nachhaltig zu nutzen und die Energieholzbereitstellung zu optimieren. Vertreter aus Politik, Forst und Verwaltung sowie Heizwerkbetreiber und Interessensvertretungen präsentierten eine Charta als Grundlage für weitere Maßnahmen im Zuge einer Dialogveranstaltung der Biowärme Tirol.
„Tirol ist ein Holzland. Diesen nachhaltig verfügbaren Rohstoff und Energieträger wollen wir bestmöglich einsetzen, um unabhängig von Energieimporten zu werden. Besonders im Bereich der Raumwärme hat Holz aus unseren heimischen Wäldern großes Potenzial. Knapp ein Fünftel des künftigen Energiebedarfs wollen wir bis zum Jahr 2050 aus heimischer Biomasse decken. Die Heizsysteme der Zukunft sind Holz und Wärmepumpe, statt Öl und Gas“, betont Tirols Energie- und Forstreferent LHStv Josef Geisler. Damit dies gelingt, müssen alle Systempartner bis hin zu den Heizwerkebetreibern optimal zusammenspielen. Das gilt vor allem auch in Zeiten eines hohen Schadholzanfalls. „Der Klimawandel führt vermehrt zu großen Schadholzmengen und damit zu einem kurzfristigen Überangebot an Holz. Gerade in solchen Situationen müssen wir die Waldbesitzer unterstützen und die Wertschöpfung in der Region sicherstellen“, verweist Geisler etwa auf umfassende finanzielle Unterstützung durch Land und Bund.
„Der Wald erfüllt verschiedene Funktionen, die für die gesamte Gesellschaft von großer Bedeutung sind. Gerade der Aspekt des Schutzwaldes – in Tirol sind das immerhin drei Viertel der gesamten Waldfläche – ist für die Sicherheit unseres Lebensraumes unverzichtbar. Die sich ändernden klimatischen Bedingungen bedeuten für die Waldbewirtschaftung neue Herausforderungen, weshalb die gute und effiziente Zusammenarbeit aller Beteiligten eine Grundvoraussetzung dafür ist, gesunde Wälder für die Zukunft zu erhalten. Auch die bestmögliche Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz leistet dazu einen wesentlichen Beitrag und sichert gleichzeitig Wertschöpfung und Arbeitsplätze“, unterstreicht LK-Präsident Josef Hechenberger den hohen Stellenwert des Waldes und seiner nachhaltigen Nutzung.
In den vergangenen Monaten haben Vertreter:innen von Heizwerkbetreibern, Interessensvertretungen und der Verwaltung eine Charta als Grundlage für weitere Maßnahmen zu Optimierungen in der Energieholzbereitstellung aus dem Tiroler Wald erarbeitet, die im Vorfeld von den Funktionären unterzeichnet wurde. Nationalrat Hermann Gahr, Obmann der Bioenergie Tirol und langjähriger Pionier in der Frage der vermehrten energetischen Nutzung von Biomasse, zeigt sich über das gemeinsam erarbeitete Papier erfreut: „Kernanliegen der vorliegenden Charta ist es, die direkte Zusammenarbeit zwischen Heizwerkbetreibern und den Waldbäuerinnen und Waldbauern in Tirol zu stärken. Wir möchten noch besser kommunizieren, wo unsere Heizwerkstandorte sind und welches Holzangebot bzw. welche Nachfrage es innerhalb möglichst kurzer Transportwege gibt.“ Aktuell werden in Tirol ca. 21% der Haushalte mit Nah- und Fernwärme versorgt. Schwerpunkte in den mittlerweile mehr als 100 Anlagen sind Netzverdichtung und Effizienzsteigerung durch Wärmepumpen, ebenso werden Lagerkapazitäten erhöht. Die 87 Mitgliedsanlagen der Biowärme Tirol ersetzen gemeinsam ca. 85 Mio. Liter Öl und investieren 2023 ca. 29 Mio. Euro. Damit leisten sie weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Regionalwirtschaft.
Herausforderungen werden aktuell im großen Schadholzanfall, volatilen Holz- und Energiemärkten sowie dem fortschreitenden Agrarstrukturwandel gesehen. „Wir benötigen eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette, wenn es darum geht, nachhaltige Potentiale zu nutzen und die Wertschöpfung in den Regionen zu erhöhen. Wir als Waldbesitzer sehen uns hier genauso in der Pflicht, durch entsprechende Energieholzbereitstellung die Versorgungssicherheit zu gewährleisten,“ führt Josef Fuchs, Obmann des Waldverbandes Tirol, aus. Und weiter: „Für uns als Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer geht es vor allem um Transparenz und Planbarkeit im Holzgeschäft. Die Achterbahnfahrten auf den Holzmärkten kennen wir zur Genüge: Preisexplosionen bei vielen Holzprodukten, keine Verfügbarkeit, keine Versorgungssicherheit. Das ist nicht das, was die Waldbesitzer suchen. Wir wünschen uns planbare Märkte, kontinuierliche Abnahme und kalkulierbare, wirtschaftlich vertretbare Preise“, schließt Fuchs.
Tiroler Wald
Biowärme Tirol
- Hohe Bedeutung der Biomasse zur krisensicheren Energieversorgung für die Tiroler Bevölkerung
- Charta für eine Optimierung der Energieholzbereitstellung
- Nachhaltige Potentiale aus dem Tiroler Wald zur Steigerung der Wertschöpfung in der Region
Foto 1: Andreas Moser, Josef Fuchs, Hermann Gahr, Josef Fuchs, Josef Geisler (vorne sitzend), Josef Hechenberger, Andreas Gleirscher und Simon Klotz
Foto 2: Andreas Gleirscher, Josef Fuchs, Hermann Gahr, Josef Hechenberger, Josef Geisler, Andreas Moser, Josef Fuchs und Simon Klotz
Foto 3: LHStv. Josef Geisler bei seiner Rede
Foto 4: LK-Präsident Josef Hechenberger bei seiner Rede
Foto 5: Obmann Bioenergie Tirol Hermann Gahr bei seiner Rede
Foto 6: Obmann Waldverband Tirol Josef Fuchs bei seiner Rede
Foto 7: Andreas Moser, Josef Fuchs und Simon Klotz
Foto 8: Obmann Waldverband Tirol Josef Fuchs unterzeichnet
Foto 9: Präsident Landarbeiterkammer Tirol Andreas Gleirscher unterzeichnet
Foto 10: Koordinator Biowärme Tirol Andreas Moser unterzeichnet