Ökoenergie aus Abwasser und Rauchgas: Ortswärme Seefeld weiht neue Wärmepumpenanlage ein

Die Einweihung einer neuen Wärmepumpenanlage erweitert das Werk und damit die Versorgungssicherheit auf dem Plateau.

Ökoenergie aus Abwasser und Rauchgas: Ortswärme Seefeld weiht neue Wärmepumpenanlage ein

Seefeld, einer der Klimaschutz-Pioniere in Tirol, der weiter in die Zukunft denkt: Mit der kürzlich fertig gestellten Wärmepumpenanlage eröffnet man sich neue Möglichkeiten hinsichtlich der Versorgung im Gemeindegebiet mit ökologisch erzeugter Energie. So wird die Leistung des Heizkraftwerkes durch die 3,5 Millionen Euro schwere Investition um mehr als 4.700 Kilowatt auf 28.000 Kilowatt steigen. Produziert werden mit den neuen Anlagen künftig jährlich mehr als sieben Millionen Kilowattstunden Ökowärme, wodurch 1.800 Tonnen CO2 eingespart werden können.

Im Frühjahr 2007 fiel der Spatenstich für das Heizhaus in Seefeld, 17 Jahre später feiert man die Einweihung der neuen Wärmepumpenanlage. Etwas zu lachen hatte bei der Einweihung der Anlage aber nicht nur das Team der dortigen Ortswärme ob des geglückten Umbaus, wie Andreas Glatzl, Geschäftsführer der Ortswärme Seefeld GmbH, schildert: „Eigentlich feiert heute das Klima. Wir leisten einen Beitrag für Seefeld, um unsere Umwelt und damit auch das touristische Erlebnis in der Gemeinde zu erhalten.“ Mehr als 360 Kund:innen und nahezu alle großen Hotels sowie öffentlichen Gebäude sind an die Ortswärme angeschlossen, alleine in den letzten Jahren kamen rund 70 Abnehmer:innen hinzu.

 

„Die Ortswärme ist in ihrer Entwicklung ein Innovationsmotor. Wir zeigen damit, wie man lokal Umwelt- und Klimaschutz mit Versorgungssicherheit gewährleisten kann.“
Andrea Neuner, Bürgermeisterin von Seefeld

 

Um die Versorgungssicherheit auf 1.200 Metern Höhe sicherstellen zu können, suche und finde man immer wieder innovative Lösungen, bemerkt Glatzl in seiner Rede. „Wir haben schon minus 28 Grad Celsius erlebt und brauchen daher Lösungen, die auch einer sibirischen Kälte standhalten.“ Dadurch, dass man in den letzten Jahren stets gewachsen ist, musste sich auch die Leistung des Heizkraftwerkes steigern. Nun, mit der Wärmepumpenanlage, die Ökoenergie aus Abwasser und Rauchgas erzeugt, tun sich neue Möglichkeiten hinsichtlich der Versorgung im Gemeindegebiet auf. Damit könne man den ganzen Ort voll versorgen, so Glatzl.

 

„Umweltschutz bedeutet nicht, dass das eine oder andere richtig ist, sondern der bunte Mix ist gut. Es ist sehr wichtig, dass man alle Technologien zulässt.“
Rebecca Kirchbaumer, Abgeordnete zum Nationalrat

 

Auf dem erfolgreich umgesetzten Projekt ruht man sich nun aber nicht aus. „Wir erfreuen uns an dem, was gelungen ist. Gleichzeitig denken wir aber schon wieder in die Zukunft, was wir angehen können, welche Visionen wir noch verfolgen können“, sagt Glatzl. So ist für Seefeld ein weiteres kleineres Heizwerk geplant. Dabei verliert man aber nie aus den Augen, dass es der Auftrag der Ortswärme ist, „dass wir ökologisch, nachhaltig und so unabhängig wie möglich von fossilen Stoffen sowie regional mit lokaler Wertschöpfung tätig sind“.

Mit zehn neu errichteten Photovoltaik-Anlagen, die grünen Sonnenstrom für die lokale Versorgung liefern, klimafreundlichem Kältemittel für die Wärmepumpen und Pufferspeichern im „Tiroler Stadl“ beim Bahnhof und der WM-Halle hat man bereits weitere Schritte im Kreislaufdenken gesetzt. „Der Sprint geht immer bis zu dem Moment, in dem die Anlage läuft“, beschreibt Glatzl. Und weiter: „Nach dem Sprint kommt für uns als Versorger immer der Marathon.“ Das heiße, die nächsten Jahre und Jahrzehnte die Anlage schlau, erfolgreich und für die Kund:innen behaglich zu betreiben. Mit ihrem Team und den Adaptierungen ist die Ortswärme Seefeld dafür rundum gerüstet.

 

 

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„Innovative Technologien & Netze“ in Tirol

Die bestmögliche Kreislaufwirtschaft setzt man also in Seefeld um, Ziel sollte es aber sein, dass noch viele Anlagenbetreiber:innen in Tirol diesem Beispiel folgen und Abwärmeprojekte umsetzen. „Zu diesem Zweck wurde vom Verband die Arbeitsgruppe 'Innovative Technologien & Netze' mit dem Ziel, im Bereich der innovativen und erneuerbaren Technologien zu vernetzen und den Erfahrungsaustausch zu fördern, gegründet“, sagt Andreas Moser, Koordinator der Biowärme Tirol. Biomasse sei in Tirol nach wie vor der Hauptenergieträger im Bereich Nah- und Fernwärme, in Zukunft sollte man auf alle erneuerbaren Energieträger setzen. „Ihr seid diesbezüglich ein Vorreiter in Tirol“, richtet er an die Ortswärme und gratuliert abschließend  zum sehr gelungenen Abwärmeprojekt.

Bildquelle:
Alexandra Embacher / von der Ortswärme Seefeld beigestellt
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