Die Sanierung eines alten Heizkessels kann eine nachhaltige Alternative zum Neukauf sein – wenn die richtigen Experten ins Boot geholt werden. Ein Beispiel dafür liefert die Ortswärme Zams. Betriebsleiter Michael Gruber konnte mit der Hilfe von Hans Pirchmoser von der BioWärme Tirol gezielt Maßnahmen umsetzen und so seine Anlage in Schwung bringen. Die Ausgangslage war mit einem maroden Kessel und vielen offenen Fragen aber alles andere als rosig.
In den letzten Jahren bereitete der Wärmetauscher des Biomasse-Heizwerks in Zams gleich zweimal Probleme: Starker Rost setzte ihm zu, doch die genaue Ursache blieb unklar. Eine intensive Fehlersuche begann – Rat holte man von vielen Seiten ein, doch eine eindeutige Antwort blieb aus. Gleichzeitig zeigte sich, dass auch der Schamott, das feuerfeste Material im Inneren des Kessels, dringend erneuert werden musste.
So weit war der Ist-Zustand, bei der Ortswärme Zams und allen voran bei Betriebsleiter Michael Gruber rauchten die Köpfe. Auf der Suche nach einer passenden Lösung wandte man sich an die BioWärme Tirol, die Arbeitsgemeinschaft der Biomasseheizwerke und aller erneuerbaren Nahwärmenetzbetreiber:innen in Tirol. Heiztechnik-Experte Hans Pirchmoser aus Söll wurde so auf den Fall aufmerksam und bot an, sich das Problem vor Ort anzusehen.
Pirchmosers Analyse fiel pragmatisch aus: Statt den gesamten Kessel zu ersetzen, empfahl er den Austausch einzelner Komponenten und die Optimierung der Einstellungen. Ein Vorschlag, den man unter den Gesellschaftern annahm. Die Entscheidung fiel mit viel Vertrauen: „Wir hatten als Alternative, den Kessel auszutauschen, um im Herbst wieder heizen zu können“, erinnert sich Gruber. „Eine Sanierung war für uns aber kostengünstiger und entsprach auch mehr unserem Reparieren-statt-Wegwerfen-Gedanken. Wir vertrauten darauf, dass Hans Lösung rechtzeitig funktionieren würde.“
Die Arbeiten begannen unverzüglich: Der Ofen wurde vollständig neu ausschamottiert, der Rost überarbeitet. Pünktlich zum Herbst nahm der sanierte Kessel wieder seinen Betrieb auf – mit sichtbarem Erfolg. Die Abgaswerte sind seitdem im grünen Bereich, Korrosion am Wärmetauscher gehört der Vergangenheit an. „Dank der neuen Einstellungen von Hans Pirchmoser hat sich vieles zum Positiven verändert. Unser Wärmetauscher sollte nun über Jahre hinweg halten“, bestätigt Gruber. Zusätzlich wurde ein 200.000-Liter-Pufferspeicher integriert, der den Betrieb weiter stabilisiert und effizienter macht. Doch vollständig abgeschlossen sind die Adaptierungen noch nicht: „Wir arbeiten aktuell noch daran, alle Verbesserungsvorschläge von Hans umzusetzen.“
Neben der technischen Optimierung wurde auch das Bewusstsein für einen effizienten Betrieb geschärft – von der Auswahl des Brennstoffs über den Heizprozess bis hin zur Ascheentsorgung. „Ich verstehe nun den gesamten Kreislauf von Anfang bis Ende“, sagt Gruber. „Dieses Wissen macht den Unterschied, ob eine Anlage über Jahre hinweg störungsfrei läuft oder nicht.“ „Wahnsinnig viel wert“ sei diese Zusammenarbeit deshalb für ihn gewesen.
Nachhaltigkeit wird in Zams auch in der Brennstoffbeschaffung großgeschrieben: Zwei Drittel des Brennstoffs stammen vom Nachbarbetrieb Prantauer, einem wenige Meter entfernten Entsorger. Aus händisch sortiertem Altholz wird ein sauberes Ersatzbrennstoffprodukt, lange Transportwege entfallen. Das restliche Heizmaterial besteht aus Ast- und Gipfelholz aus der regionalen Waldbewirtschaftung. „Wir nutzen Rohstoffe, die sonst ungenutzt blieben oder Abfall wären, um viele Menschen in Zams mit Wärme zu versorgen“, betont Gruber. Das Netz versorgt nicht nur private Haushalte und größere Betriebe, sondern auch kommunale Gebäude. Das Krankenhaus und das Kloster zählen zu den größten Abnehmern. „Das ist für mich sinnvoller, als 46 einzelne Kamine zu betreiben. Außerdem reduziert es Brandrisiken für die Haushalte.“
Auch die Gesellschaft hinter der Ortswärme Zams ist tief in der Region verwurzelt: Die Gemeinde, Agrargemeinschaften, lokale Unternehmen und das Kloster sind beteiligt. „Ebenso bei der Sanierung setzten wir auf regionale Betriebe. Das gehört zu unserem Kreislaufdenken“, sagt Gruber. Bei den letzten Optimierungsarbeiten waren etwa die Zamer Unternehmen Luzian Bouvier Haustechnik & Fliesen, Franz Bouvier Installationen, Energiefreund für die Regelungstechnik und Lenhart der Tischler engagiert.
Gruber selbst ist seit Ende 2023 für den Betrieb der Ortswärme Zams verantwortlich, nachdem er 19 Jahre bei der Asfinag tätig war. Warum dann dieser Wechsel? „Ich hatte das Gefühl, etwas Anderes tun zu wollen und immer schon Interesse am Biomasse-Heizwerk“, erinnert er sich. „Die Vorstellung, mit einem Kamin ein ganzes Dorf mit Wärme zu versorgen, hat mir gefallen.“ Den vorherigen Job gab er also auf, probierte etwas Neues. „Und es gefällt mir immer noch sehr gut.“ Auf Schiene ist man Dank der erfolgreichen Sanierung des Kessels und den nachhaltigen Optimierungen jedenfalls in Zams, ordentlich Fahrt nimmt man gerade auf. Pirchmoser bleibt auch weiterhin beratend an Bord und unterstützt das Team der Ortswärme mit seinem Fachwissen.
Zahlen & Fakten
- Anschlussleistung 8 GWh
- 2 Biomassekessel mit 3,3 MW und 1,4 MW Leistung
- Trassenlänge 5.000 Meter
- Pufferspeicher 200 m³ Volumen
- Heizöleinsparung 1,1 Mio. Liter/Jahr
- 37 angeschlossene Kund:innen