Nach dem erfolgreichen Auftakt in Sillian lud die BioWärme Tirol am 13. Oktober zum zweiten Betreibertreffen – diesmal nach Zams. Gastgeber war die Ortswärme Zams, die gemeinsam mit der Firma Prantauer spannende Einblicke in die Praxis, in regionale Kreisläufe und in das Erfolgsprojekt der Heizwerkssanierung bot.
Mit dem zweiten Betreibertreffen der BioWärme Tirol im Oberland setzte die Arbeitsgemeinschaft erneut ein starkes Zeichen für Zusammenarbeit innerhalb der Branche. Ziel der Treffen ist es, Betreiber:innen enger zu vernetzen, Wissen zu teilen und gemeinsam die Zukunft der erneuerbaren Wärmeversorgung in Tirol zu gestalten.
Ein besonderer Höhepunkt beim Betreibertreffen in Zams war die Übergabe des KEK-Zertifikats an Lukas Schöpf aus Längenfeld, dessen Anlage von der TINEXT geführt wird. Das Zertifikat steht für den erfolgreichen Abschluss des österreichweiten Schulungsprogramms für Heizwart:innen, das mittlerweile mehr als 30 Expert:innen als Vortragende zählt. Die viermodulige Ausbildung wurde heuer bereits zum vierten Mal durchgeführt – und auch für das kommende Jahr ist eine neue Runde geplant. Allein 2025 haben über zehn Tiroler Teilnehmer:innen das erste Modul absolviert.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Mitgliedersitzung war der Blick in die Zukunft der BioWärme Tirol: Dabei wurde Florian Unterberger als neuer Bezirkskoordinator für Landeck vorgestellt. Er wird künftig als zentrale Ansprechperson für die Betreiber im Bezirk fungieren, den Austausch zwischen Betrieben, Partnern und Organisation stärken und so die regionale Zusammenarbeit weiter vorantreiben.
Nach der Sitzung ging es in Zams vom theoretischen Austausch in die Praxis: Sieghart Scherl, Betriebsleiter des Abfallwirtschaftszentrums Prantauer, gab Einblicke in die Herstellung des Ersatzbrennstoffprodukts, das an die Ortswärme Zams geliefert wird. „Wir liefern ein Ersatzbrennstoffprodukt aus Altholz, das bei uns sortiert, geschreddert und geprüft wird. So wird aus Abfall ein Produkt, das hier direkt vor Ort verbrannt wird“, erklärte Scherl, der seit 36 Jahren im Unternehmen tätig ist. Besonders betonte er den regionalen Kreislauf: „Wir liefern rund 13.000 Kubikmeter Altholz, das Heizwerk braucht etwa 20.000 Kubikmeter Brennmaterial. Der Rest kommt aus den Wäldern des Bezirks Landeck.“ Hundert Prozent regional also, ohne weite Transporte.
Anschließend führten Betriebsleiter Michael Gruber und Hans Pirchmoser, der die Sanierung des Heizwerks begleitet hatte, durch die Anlage. „Ich bin seit zwei Jahren hier und wollte Partner oder andere Betreiber finden, die ähnliche Herausforderungen haben – und die habe ich bei der BioWärme Tirol gefunden“, so Gruber. „Darum wollten wir das Betreibertreffen nach Zams holen und zeigen, was wir gemeinsam geschafft haben.“ Die Ortswärme Zams versorgt heute 46 Abnehmer:innen, darunter das Krankenhaus, das Mutterhaus und alle öffentlichen Gebäude der Gemeinde – vom Kindergarten bis zum Seniorenheim.
Auch Elisabeth Steinlechner, Leiterin der Klima- und Energiemodellregion Landeck, zeigte sich am Betreibertreffen beeindruckt von der Entwicklung in Zams: „Wir haben seit Jahren das Ziel, aus den Fossilen rauszukommen – Nah- und Fernwärme sind da besonders relevant. Das erste, was ich mache, wenn es Interesse gibt, ist natürlich, die Biowärme zu kontaktieren. Es ist großartig, hier zu sehen, was alles saniert wurde.“ Die Ortswärme Zams sei zudem ein wichtiger Partner in der Region.
Ein Schwerpunkt des Treffens lag auf der umfassenden Sanierung des Heizwerks Zams, die 2024 abgeschlossen wurde. Statt in eine Neuanlage zu investieren, entschied sich die Ortswärme für eine nachhaltige Revitalisierung der bestehenden Technik – unterstützt durch mehrere Partnerbetriebe der BioWärme Tirol: Energiefreund, Luzian Bouvier Haustechnik & Fliesen, Franz Bouvier Installationen, Ringhofer & Partner und Mawera. Der Heizkesselspezialist Mawera, Hersteller der Biomasseanlage, die bereits seit 2009 in Zams im Einsatz ist, begleitete von technischer Seite die Umsetzung. „Wir haben die Ortswärme Zams bei der Sanierung unterstützt und geholfen, die Programme anzupassen und die Technik zu optimieren“, erklärt Felix Reischl, Leiter Vertrieb.
Gleichzeitig sorgte der nahegelegene Energiefreund für einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung: Die Steuerungs- und Regelungstechnik wurde modernisiert, die Heizhausregelung überarbeitet und die Visualisierung auf den neuesten Stand gebracht. „Damit können die Abnehmer ihre Daten selbst einsehen. Der Schritt in die nächste Generation ist geschafft“, weiß Robert Starjakob, Abteilungsleiter für Steuerungs- und Regelungstechnik. Auch Philipp Rauch, geschäftsführender Gesellschafter von Energiefreund, umriss die Rolle seines Unternehmens im BioWärme-Netzwerk: „Unser Mehrwert für die BioWärme Tirol soll sein, dass wir die Betreiber unterstützen können – einerseits mit handwerklichen Dienstleistungen, andererseits mit unseren Softwarelösungen und unserem Know-how im eigenen Betrieb.“
Das zweite Betreibertreffen in Zams machte einmal mehr deutlich, wie wertvoll Austausch, Kooperation und regionale Wertschöpfung für die Zukunft der Tiroler Wärmeversorgung sind. Mit neuen Impulsen und frischen Kontakten setzte man an diesem Tag gemeinsam ein starkes Zeichen für eine klimafitte Zukunft, wobei das Ziel einer möglichst umfangreichen nachhaltigen und regional verankerten Wärmeversorgung stets vor Augen bleibt. Die nächsten regionalen Betreibertreffen finden in Mils/Hall (22. Oktober) und St. Johann/Going (5. November) statt.