Der Begriff Nahwärme bezeichnet die Wärmeversorgung eines kleineren Gebietes durch eine Energiezentrale, die sich nahe des zu versorgenden Gebietes befindet. Wasser wird in der Energiezentrale erwärmt und über ein verzweigtes Rohrleitungsnetz – das Nahwärmenetz – zu den Wärmabnehmern transportiert.
Über einen Wärmetauscher, welcher sich in einer sogenannten Wärmeübergabestation befindet, wird die Wärme vom Nahwärmenetz auf das Heizungssystem des Wärmeabnehmers übertragen. Das abgekühlte Wasser fließt über den Rücklauf zurück zur Energiezentrale.
Vom Nahwärmenetz in der Straße wird die Hausanschlussleitung über Ihr Grundstück in den Heizungsraum verlegt und an die Wärmeübergabestation angeschlossen. Dafür ist eine Kernbohrung erforderlich, durch die die Hausanschlussleitungen (Vorlauf und Rücklauf) in das Gebäude geführt werden. Danach wird die Wand wieder wasserdicht verschlossen.
Das ist aus technischer Sicht kein Problem. Sollten Sie Eigentümer beider Grundstücke sein, spricht auch rechtlich nichts dagegen. Anders ist es bei verschiedenen Eigentümern. Um die Wärmelieferung beider Anschlussnehmer sicherstellen zu können, müsste eine Dienstbarkeit (Nutzungsrecht) eingetragen werden.
Die vom Betreiber des Wärmenetzes beauftragte Baufirma wird den vorherigen Zustand wieder bestmöglich herstellen. Sollten Sie Aufwertungen vornehmen wollen, sind diese selbst zu tragen.
Das heiße Wasser des Nahwärmenetzes wird mit Hilfe von Pumpen zu den Häusern transportiert (Vorlauf). Die Wärmeübergabestation enthält einen Wärmetauscher, der die Wärme auf den hausinternen Heizkreislauf überträgt. Das abgekühlte Wasser fließt zurück in das Nahwärmenetz zur Energiezentrale (Rücklauf). Über den Wasserdurchfluss und die Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf wird mit Hilfe des in der Übergabestation integrierten Wärmemengenzählers die abgenommene Wärme ermittelt.
Ja, Nahwärme funktioniert auch für Niedrigtemperaturheizanlagen. Das ist in der Regel problemlos möglich. Auch wenn über das Nahwärmenetz immer mindestens 70 °C anliegen, kann mit Hilfe eines Mischventils innerhalb des Heizungskreislaufes des Wärmeabnehmers die Heizungsvorlauftemperatur auf das gewünschte Niveau abgesenkt werden.
Der Anschluss an das Nahwärmenetz ist mit einem sehr modernen Steuerungs- und Regelungssystem verbunden. Auch Nachtabsenkungen, Einstellung der Warmwassertemperatur, Zeitprogrammierungen, Außentemperatursteuerung, Frostschutz, Ferien- und Wochenendprogrammierung etc. sind möglich.
Im Zuge der Tiefbauarbeiten übernimmt in vielen Fällen der Betreiber des Nahwärmenetzes die Beauftragung der Leitungsverlegung ins Haus bis zur Übergabestation und die Installation der Übergabestation. Die Kosten werden beim Netzneubau gegen einen pauschalen Betrag in Rechnung gestellt und liegen meist weit unter den Anschaffungskosten für ein individuelles Heizsystem.
Bei einem nachträglichen Anschluss an eine bestehende Trasse werden die Anschlusskosten individuell berechnet und dem Anschlussnehmer in Rechnung gestellt. Die Wärmeübergabestation bleibt im Eigentum des Betreibers, deshalb übernimmt dieser auch anfallende Kosten für Wartung und Reparaturen. Alles jenseits der Wärmeübergabestation fällt in die Zuständigkeit des Hauseigentümers. So z.B. die Einbindung des hausinternen Heizkreislaufs (Neuanbindung an die Übergabestation).
Der Anschluss an ein Nähwärmesystem wird im Rahmen der Wohnbauförderung / Wohnhaussanierung vom Land gefördert. Ihre zuständige Bezirkshauptmannschaft weiß dazu mehr. Zusätzlich fördert der Bund im Zuge der „Raus- aus- dem Öl“ – Offensive.
Die Wärmekosten setzen sich in der Regel aus einem verbrauchsabhängigen Arbeits- und einem jährlich fixen Grundpreis zusammen. Diese Preise unterscheiden sich je nach Projekt, eingesetzter Technik, Standortvoraussetzungen, Anschlussnehmerzahl und Leitungslänge des Nahwärmenetzes. Der genaue Preis für Ihr Objekt wird Ihnen von Ihrem regionalen Nahwärmenetz gerne mitgeteilt.
Generell gilt bei einem Vollkostenvergleich zu beachten: Durch einen Anschluss an die Nahwärme wird ein einmaliger Anschlusskostenbeitrag fällig, Reparaturen sowie der Austausch der Übergabestation übernimmt die Betreibergesellschaft. Neuinvestitionen, Kosten für Kaminkehrer und Wartungskosten für einen Heizkessel fallen für Sie damit in Zukunft dauerhaft weg. Auch Ihre Stromkosten reduzieren sich deutlich. Die jährlichen Gesamtkosten sind stark konkurrenzfähig mit den Kosten einer Ölheizung – gemessen an der Preisentwicklung von Heizöl in den letzten zwei bis drei Jahren.
Durch die unterschiedliche Eigentümerstruktur der Wärmeversorger gibt es in Tirol kein einheitliches Kostenregime. Generell kann man aber sagen, dass ein Anschluss günstiger als die Anschaffung einer eigenen Öl- oder Pelletsheizung ist. Sie liegen normalerweise in etwa bei den Kosten für eine Wärmepumpe, der Gasanschluss ist aktuell günstiger, durch den gewünschten „Ausstieg aus Öl und Gas“ jedoch nicht mehr sinnvoll bzw. absehbar gesetzlich verboten.
Der Betreiber des Netzes ist für die Wartung der Leitungen bis zur Übergabestation und für die Wartung der Übergabestation selbst verantwortlich. Für das hausinterne Heizungsnetz sind Sie als Eigentümer verantwortlich.
Der Betreiber des Wärmenetzes garantiert Ihnen die Wärmelieferung zu jeder Zeit. Die Konzepte sehen die Installation von mehreren Grund- und Spitzenlastkesseln vor, so dass auch bei Wartungsarbeiten oder Störungen eines Kessels genug Wärmeleistung durch die anderen Heizanlagen erzeugt werden kann. Zudem werden mehrere große Pufferspeicher installiert, die für zusätzliche Sicherheit sorgen. Sollte es dennoch einmal schwerwiegendere Probleme geben, wird die Versorgung über eine mobile Heizungsanlage sichergestellt.
Kachelöfen, offene Kamine, Zusatzherde und ähnliches können selbstverständlich weiter betrieben werden. Solaranlagen können in das System eingebunden werden.
Der bestehende alte Heizkessel kann nicht mehr weiter betrieben werden und muss vom „Nahwärmesystem“ getrennt werden.
Das bestehende „sekundärseitige Heizsystem“ nach der „Nahwärme-Übergabestation“ bedarf etwaiger Optimierungsmaßnahmen die sie mit dem Installateur ihres Vertrauens besprechen und bei Bedarf gegebenenfalls umsetzen.
Nahwärme-Kunden sind unabhängiger von fossilen Energien, die einerseits immer teurer werden, andererseits auch starken Preisschwankungen unterliegen. Die Spekulation, wann der beste Zeitpunkt zum Öleinkauf ist, entfällt. Stattdessen wird mit Biomasse aus heimischen Wäldern geheizt. So bleibt das Geld in der Region und weite Transportwege entfallen. Damit sinken die CO2-Emissionen gleich doppelt. Des weiteren benötigen Nahwärmekunden keine eigene Heizungsanlage mehr, es entfallen Wartungs-, Instandhaltungs- und Investitionskosten für eine neue Heizungsanlage. Zusätzlich wird im Haus durch den Wegfall der Heizungsanlage Platz geschaffen, der anderweitig genutzt werden kann.